Hi Zooliners,
es gibt wohl keine*n Filmemacher*in, vor allem im dokumentarischen Bereich, der*die den folgenden Satz nicht schon einmal gehört hat: “Wir haben einen Interview-Raum für euch geblockt.”
Es ist der Anfang eines Debakels, das im Zoo unter dem Namen “The Boring Room Dilemma” Kultstatus erlangt hat. Sorgte es anfangs noch für Schnappatmung, Panikattacken und Drehverzug, hat es uns mittlerweile zu allerlei Kreativität geführt, um am Set, wenn keine Ausweichmöglichkeiten zur Verfügung stehen, im Handumdrehen das Beste aus Raum und Framing herauszuholen – auch wenn es zunächst unmöglich scheint. Was wir genau mit “Boring Room” meinen, ist schnell erklärt. Kurzum:
Ein öder, grauer Konferenzraum, ein Büro voller Nippes, ein Container auf einer dreckigen Baustelle, ein Zimmer ohne jegliche Symmetrie – die Mannigfaltigkeit des Grauens kennt keine Gnade. Alles haben wir schon gesehen. Vieles werden wir noch sehen.
Doch wir kommen vorbereitet.
Damit es euch auch so geht, wenn euch mal nichts einfällt, hier ein kleiner Rettungsanker für Notfälle. Sollte es euch helfen, dankt es uns und euren Protagonist*innen mit guten Bildern.
Die Wand gelbweiß, der Tisch aus Holz, das Whiteboard in die Jahre gekommen? Alles schreit Matsch? Dann nehmt die Tristesse hin, packt Symmetrie oben drauf und macht aus dem*der Protagonist*in das Highlight.
Sorgt dafür, dass wirklich gar nichts vom Menschen ablenkt und man nirgendwo anders hingucken kann. Besonders wichtig ist es dann, dass die Person im Frame etwas Farbenfrohes trägt, sich abhebt und nicht im eh schon tristen Set untergeht.
Manchmal schaut man sich um und nichts passt zueinander. Das Zimmer ist unaufgeräumt, nichts aufeinander abgestimmt. Aber in jedem Raum lässt sich ein Highlight finden. Dann gilt es, dieses zum Hauptelement zu erklären und alles wegzuräumen, was davon ablenkt. Erfordert natürlich etwas Zeit, aber es finden sich immer Leute, die schnell mit anpacken können.
Nicht immer lässt sich Chaos beseitigen und der Fokus auf das Schöne richten. Dann hilft nur noch eines: Das Chaos übertreiben! Klar, am Ende entsteht ein Wimmelbild, aber das hat auch besonderen Charme – vor allem wenn es thematisch passt, wie bei unserem Dreh mit einem Wirtschaftsnobelpreisträger.
The Boring Room Dilemma, Lektion 4:
Manchmal ist nichts zu retten, nichts zu finden. Der Raum ist eng und kahl, dunkel oder einfach nur weiss. Oder im allerschlimmsten Fall: voller Reklame. Dann gibt es nur noch eine Lösung: So nah ran an den*die Protagonist*in wie nur möglich. Keinen Raum sichtbar werden lassen und/oder den Raum in der Tiefenunschärfe versenken.
Grüße on top, vom Zoo Kid On The Blog