Bodo ist die gute Seele des Warmen Otto, einer Einrichtung für Wohnungslose. Über 40 Stunden arbeitet er pro Woche ehrenamtlich. Eine Chance im Leben blieb ihm von Anfang an verwehrt.
Claudias Eltern starben, als sie ihr Studium abgeschlossen hatte, ihr Freund verließ sie. Depressionen und Bagatelldelikte machten aus ihr eine Gegnerin des Systems.
Hannes ist seit seinem 9. Lebensjahr spielsüchtig. Heute ist das einzige, auf das der Musiker trommelt, ein Bankautomat. Nachdem er schon alles verloren hatte, diagnostizierte man bei ihm eine bipolare Störung. Bis heute leidet er unter Depressionen.
Ungesunde Liebschaften trieben sie zur Nadel, Rache brachte sie in den Knast. Heute ist ihr Männergeschmack zwar noch der gleiche, aber ihre Einstellung zum Heroin eine andere.
Klaus lebt seit über 20 Jahren auf der Straße und will endlich wieder vom Staat gefordert werden. Er ist der selbsternannte „König vom Gesundbrunnen“ – so heißt die Station, wo er schläft.
Kurt lebt seit 2015 auf der Straße. Mit dem Tod seiner Frau begann eine tiefe Abwärtsspirale aus Alkohol, Betrügereien, Knast und Gewalt.
Fotoausstellung - 2018
Produktion: Aurelia Kanetzky, Nikolai Kotowski
Auf der Straße zu landen, das könnte euch nicht passieren? Das haben diese Berliner*innen auch mal gedacht. Deshalb zeigen sie sich. Wie sie sind und wie sie sein könnten. Eine Ausstellung zum Zweimalhingucken – und Überzeugungenüberdenken.
Im Rahmen unserer Fotoausstellung KEIN MENSCH IST AUS ASPHALT zeigten obdachlose Berliner*innen ihr von der Straße geschliffenes Gesicht und schlüpften in eine ihnen längst fremde Rolle: Sie wurden zu Menschen, die glauben, vor dem Asphalt gefeit zu sein. Die Fotografien zeigen, wie flüchtig die Übergänge zwischen zwei Leben sein können, und dass kein Mensch aus Asphalt gemacht ist.
Im Rahmen des Kunstfestivals 48 Stunden Neukölln wurden die Fotografierten in Lebensgröße in den Berliner Neukölln Arcaden ausgestellt. Bei Eintritt in das Shopping-Center begegneten die Besucher*innen den Hochglanz-Fashion-Fotografien, erst bei ihrem Weg zurück auf die Straße sahen sie die Rückseite und damit die Realität. Die Geschichten der Obdachlosen gab es dazu, denn sie erinnern daran, dass wir alle dazu beitragen müssen, dass die Straße keine Endstation wird.